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Moskau, Silvester 2005

 

das Weiße Haus Ewige Flamme Roter Platz Kaufhaus GUM lange Rolltreppen führen in die Metro hinab Trolleybus 'zum Neuen Jahr' cool, oder? 31. Dezember 2005 23:55Uhr Lomonossow-Universität Leninbibliothek im renomierten Geschäft Elyseevski Metro-Station Ploschad' Revoljucii Kosmonautendenkmal der Fernsehturm steht noch ohne Worte Metro-Station Kutuzovskaja, überirdisch Metro-Station Kropotkinskaja 1883 erbaut, 1931 gesprengt, 1997 wiedererrichtet, Christi-Erlöser-Kathedrale ein seltenes, offizielles, gelbes Taxi IL 86

Die Mission war „Silvester auf dem Roten Platz“. Das hat am Ende leider nicht ganz geklappt. Aber auch so war Moskau eine außergewöhnliche Erfahrung, zum einen interessant, zum anderen aber auch erschreckend. Der zeitliche Rahmen war 28.12.2005 bis 5.1.2006, genug Zeit für einen nicht nur oberflächlichen Eindruck.

Im Internet hatte ich gelesen, dass sich Russland nicht besonders für Spontanreisen eignet. Das hat sich auch in der Tat schon im Voraus bestätigt, als es darum ging, das Visum zu beantragen. Für die private Einreise braucht man eigentlich eine Einladung aus Russland. Aber alleine diese zu bekommen ist offensichtlich recht schwierig und zudem eine Zumutung für den, der die Einladung ausstellen soll. So muss man da angeblich Wohnraum und Einkommen nachweisen, dass man den Ausländer auch gut unterbringen kann. Das hat dann auch nicht geklappt und so habe ich alternativ ein Touristenvisum über ein Reisebüro besorgen lassen. Das war recht praktisch, da man sich so nicht mit dem ganzen Papierkram und dem russischen Konsulat rumschlagen muss. Gekostet hat es 65 €, wovon der Löwenanteil das Visum selbst gekostet hat. Allerdings ist das so halb illegal, denn das Touristenvisum bekommt man nur, wenn man auch eine Reise unternimmt und das Reiseunternehmen quasi die Einladung ausstellt. Für, wie in meinem Fall, privat Reisende, ist die Reise also nur fiktiv, und um die dazu passende Einladung kümmert sich eine Firma in Russland. Von der Firma hatte ich auch einen Zettel erhalten, bei welchem Hotel ich mich fiktiv registrieren (registrieren muss sich jeder Ausländer in Russland innerhalb von 3 Tagen nach der Einreise) sollte. Das hat am Ende ganz schön Zeit, Nerven und noch mal Geld gekostet, denn in diesem Hotel hatten man davon keine Ahnung. Es stellte sich heraus, dass ich zwecks Registrierungsangelegenheiten auch besagte Firma aufsuchen muss. Nur deren Büro hätte ich alleine wohl nie gefunden, weit weg von diesem Hotel, über einen dunklen Hinterhof im Keller eines unauffälligen Hauses. Die wollten noch mal 35Dollar (hatte ich natürlich nicht, aber man konnte dann auch in Rubel bezahlen) für den Service und die Registrierung gab es am nächsten Tag in einem ähnlich gearteten Büro, nur wieder ganz wo anders in der Stadt. Was soll man wohl davon halten? Ohne lokale Unterstützung ist das jedenfalls kaum zu schaffen! Aber unterm Strich war der Aufwand für russische Verhältnisse aber doch recht gering, wohl nichts dagegen, was russischen Bürgern zugemutet wird, wenn die mal eine Reise machen wollen.

Geflogen sind wir mit dba. Dazu lässt sich sagen, dass diese lange Strecke (knapp 3 Stunden) anscheinend den Rahmen von dba sprengt. Die fliegen ja hauptsächlich innerhalb von Deutschland, wo Snack + Getränk ausreichend sind. Es gab zwar dazu noch ein Baguettebrötchen mit Käse oder Salami. Dennoch, bei anderen Fluggesellschaften hat man das sogar auf kürzeren Strecken schon besser gesehen. Aber ok, wenigstens sicher gelandet und endlich russischen Boden betreten. dba fliegt zum Flughafen Domodedovo, wo es, wie ich mir habe sagen lassen, im Vergleich zum großen Flughafen Scheremetjewo eh viel entspannter zugeht. So landen hier auch die Maschinen aus anderen südlichen Richtungen wie Baku oder Jerewan. Dementsprechend unkonventionell verpackte Gepäckstücke drehten sich auf den Gepäckbändern. Bei der Einreise gab es keine Probleme und keine Fragen.

Wie erwartet war es anfangs recht kalt und Schnee lag nicht zu knapp, auch auf den Straßen, bis es auf einmal am 2. Tag anfing zu regnen! Was war nur los mit dem russischen Winter? Wenn es wenigsten geschneit hätte! Aber bald wurde es auch wieder kalt (unter -10°C) - und glatt. Und da die Russen dazu keine Weltmeister im Schneeschieben und Streuen sind, blieb es auch glatt. Prinzipiell war das Wetter die ganze Zeit recht düster, nur ganz am Ende gab es ein paar Sonnenstrahlen. Auch angesichts der Temperaturen waren dies also keine Idealbedingungen für Spatziergänge, es sei denn, man ist entsprechend ausgerüstet. Deswegen habe ich mir auch auf dem Arbat bei einem besoffenen Ladenhüter eine Uschanka (so eine typisch russische Mütze) gekauft. Ziemlich viele Russen haben so eine Mütze. Aber trotz ausreichender Kälte klappt da keiner die Schlappohren runter!?! Das machen halt nur die Ausländer, oder es war eben noch nicht kalt genug. Ein anderes Erkennungsmerkmal für Ausländer sind erstaunlicher Weise Rucksäcke. Und da nicht viele Rucksäcke unterwegs waren, lässt sich darauf schließen, dass im Winter nicht viele Touristen in Moskau zu Besuch sind. Die Stadt selbst war Jahreszeit bedingt nicht blumenbunt, sondern schneeweiß. Die Springbrunnen sprudelten natürlich auch nicht. Dafür gab es aber allerhand Weihnachts- und Silvesterdekoration zu sehen, erstere in Form riesiger Weihnachtsbäume und letztere in ebenfalls riesigen „s nowuim godom“ Schriftzügen, eingebettet in gewöhnungsbedürftiges Blinken. Sehr interessant war es natürlich, über den Roten Platz zu laufen und all die weltberühmten Gebäude aus der Nähe zu sehen. Das darf man einfach nicht verpassen.

„Was man nicht für Geld kaufen kann, das kann man für viel Geld kaufen“ scheint wirklich so zu sein. Da kommt es auch mal vor, dass 3 identische schwarze Geländewagen vorfahren, woraus aus einem ein Typ aussteigt und in einen Laden geht. Aus den anderen steigt die Privatarmee mit Maschinengewehren und überwacht die Ladentüre. Auf der anderen Seite hat auch jeder Laden und jedes Restaurant eigenes und auffälliges Security-Personal. Schlimm ist aber auch, dass die Leute in der Öffentlichkeit wenig Rücksicht auf einander nehmen. Es wird gedrängelt und geschoben, „Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“ sind relativ unbekannte Wörter. Alleine an dieser Stelle verstehe ich die Leute, wenn sie da nicht mehr leben wollen. Dann gibt es halt neben vielen Luxuswägen auch noch massig alte Autos (Marke Lada), die sich regelmäßig in riesigen Staus treffen und so ist die Luft nicht besonders. Wer meint, dass die Metro eine ideale Alternative dazu ist, mag auch enttäuscht sein. Auch hier teilweise riesiges Gedrängel und Kämpfe von Rolltreppe zu Rolltreppe. Nicht besonders einladend finde ich auch, dass die Eintrittspreise beim Kreml und anderen Museen für Ausländer deutlich (bis zu 6mal) mehr kosten als für Russen, obwohl die in den teuersten Pelzmänteln rumlaufen, die man sich vorstellen kann. Dazu gibt es immer lange Menschenschlangen, alles ist ziemlich unorganisiert.

Wie gesagt, zu Silvester wollte ich auf dem Roten Platz sein. Aber leider hat das nicht ganz geklappt. Es waren viele Menschen da und das Gedrängel war groß, auch dank der zahlreich vertretenen Polizei. Zwei Kontrollstellen mit Metalldetektoren und Personenkontrolle haben wir geschafft. Leider ging dabei auch der Sekt verloren. Dann kam eine Milizkette, die auch noch überwunden werden konnte. An der nächsten mussten wir aber aufgeben, da es da schon langsam gefährlich wurde. Naja, wir hatten es wenigstens probiert, und so schlecht war unser Platz dann auch nicht, immerhin konnte man den Kremlturm mit der Uhr von da aus gut sehen. Dann war es Mitternacht, von Feuerwerk nicht viel zu sehen und 5 Minuten später wollten alle schon wieder zurück - Menschenmassen nun in die andere Richtung, komisch.

Nach Silvester sind in Russland dann so etwas wie Feiertage bis zum 9. Januar. Dummer Weise war deshalb auch der Kreml nicht ohne tour guide zugänglich. Diese tour guides sind natürlich nicht richtig offiziell und verlangen neben den offiziellen Eintrittspreisen auch noch was für das eigene Überleben. So ein System muss man nicht unterstützen und so bleibt dann auch noch was für den nächsten Besuch in Moskau offen. Offen hatte im Kreml nur die sehr berühmte Waffenkammer (Orushejnaja Palata), mit allerlei Schätzen, wie z. B. Geschenke anderer Königshäuser an die Zarenfamilie oder auch einige Fabergé-Eier. Dafür haben wir nach über einer Stunde anstehen Karten ergattern können. Ein Muss war für mich auch ein Besuch im Leninmausoleum, wofür ich dann auch ewig bei der Kälte angestanden habe. Hier darf man nichts mit rein nehmen und stehen bleiben ist auch verboten. Ob der Lenin noch echt ist, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hatte er schon stark was von einer Wachsfigur. Interessant war auch das Puschkin Museum, wo man natürlich auch anstehen musste. Dort haben wir mir aber aus Protest keine Ausländerkarte gekauft und damit 240 Rubel gespart. In der Reihe der verbliebenen Monumente des Sozialismus fehlt momentan leider die riesige Arbeiter und Kolchosbäuerin Skulptur. Es fand sich nur ein mit Baunetzen verhengter Sockel vor. Im Nachhinein habe ich im Internet gelesen, dass das Denkmal momentan zur Reparatur demontiert wurde. Angeblich sollte es Ende 2005 auf einem an selber Stelle neu errichtetem Einkaufszentrum wieder aufgestellt werden. Doch davon war irgendwie nicht viel zu sehen. Dagegen steht z. B. das Kosmonautendenkmal noch und auch in der Metro wird man hier und da fündig.

Dann war schon wieder Tag der Abreise und wir sind mit dem Taxi zum Flughafen gefahren, und zwar in einem etwas klapprigen Wolga mit Rücksitzen ohne Sicherheitsgurte! Auch bei der Ausreise durfte man alle Sachen anbehalten. Jedoch ist die Art der Kontrolle wohl weniger was für Klaustrophobier, denn man muss sich dazu alleine in eine geschlossene Box begeben und warten bis das Lämpchen grün wird. Bemerkenswert war aber auch, dass gleich 2 Beamtinnen (die im linken und die im rechten Schalter), welche die Pässe genauestens kontrollieren, zur selben Zeit nicht bemerkt hatten, dass wir unsere Flugtickes vertauscht hatten, die somit gar nicht zum Pass passten. Was soll man davon halten? Pech hatten wir dagegen mit unserem Handgepäck. Das wurde dort nämlich gewogen. Und so sind die letzten 1000 Rubel anstatt für Genussmittel für 5kg Gepäckzuzahlung drauf gegangen.

... euer Supernobby


letze Änderung: 03.12.2006 - Kontakt
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